Willkommen. An alle. Warum auch immer ihr zurückgekehrt seid.
Immer wieder bekomme ich auf dem ein oder anderen Wege mit, wie früh die meisten meiner Autorenkollegen mit dem Lesen angefangen haben. Manchmal macht es gar den Anschein, als hätten viele ihren ersten Wälzer gelesen, ehe sie das Laufen lernten, und ihre erste Trilogie vor dem ersten Milchbrei verschlungen. Die erste Kurzgeschichte wird folgerichtig in der Krabbelgruppe verfasst und spätestens zum Grundschulabschluss liegt das erste Romanmanuskript eigenhändig lektoriert und versandfertig in der Schublade.
Eine frühe Begeisterung für die Literatur kann ich sicher nicht für mich in Anspruch nehmen. Tatsächlich habe ich erst spät mit dem Lesen angefangen. Ich kann nicht genau sagen wann, weil der überwiegende Teil meiner Erinnerungen an meine Jugend bis zur Unkenntlichkeit eingetrübt ist. Dieser traurige Effekt hat auch die Erinnerung an meine ersten Bücher zerstört.
Ich weiß nur, dass mir irgendwann Der kleine Hobbit in die Hände fiel. Oder in die Hand gedrückt wurde. Auf dem Einband war ein Fabelwesen abgebildet. Vielleicht eine freie Interpretation von Smaug. Ich las die ersten Zeilen über Hobbits und war mir absolut sicher, dass diese Wesen genau so aussehen, wie auf dem Cover abgebildet. Die Unstimmigkeiten zu den Beschreibungen Tolkiens kümmerten mich wenig. Erst gegen Ende des Buches fiel mir mein Irrtum auf, woraufhin ich gleich nochmal ganz von vorn begann. Ich versuchte es im Anschluss mit Der Herr der Ringe und brach den ersten Band nach kurzer Zeit ab. Zu langatmig und verworren für meinen unausgereiften Verstand.
Ich wechselte vorerst zu bekömmlicherer Lektüre. Der Harry Potter Hype war in vollem Gange und er machte vor mir keinen Halt (und die mangelnde Originalität meiner Leseanfänge macht mich ein wenig betroffen). Ich verschlang alle veröffentlichten Bände. Auf den nächsten zu warten, war eine kaum zu ertragende Zumutung. Ablenkung musste her. Ich fand sie in Form von Die Elfen von Bernhard Hennen – meinem langjährigen Lieblingsbuch.
-1-
-2-
Von dort an gab es kein Halten mehr. Heitz und Hohlbein standen schon bereit. Fantasyromane stapelten sich in meinem Zimmer. Ein Bücherregal musste her. Der Rest meines literarischen Werdegangs ist so vorhersehbar, dass er mich selbst langweilt. Also Zeitsprung.
Heute lese ich am liebsten Grimdark. Auf Englisch. Unangefochtener Lieblingsautor ist Joe Abercrombie und A Little Hatred (hach, diese traumhaften englischen Titel) liegt schon für den nächsten Urlaub bereit. Aber auch Mark Lawrence hat sich für immer einen Platz auf meiner Favoritenliste gesichert. Um die mangelhafte Originalität meines Geschmacks zu vervollständigen, muss ich an dieser Stelle wohl auch meiner Liebe für die Werke von Stephen King Ausdruck verleihen, obwohl Horror als Genre kaum weiter von meinem Geschmack entfernt liegen könnte. Nach meinem letzten Horrorfilm hatte ich einen Monat lang Albträume und ein Jahr lang Angst im Dunkeln. Ernsthaft.
Dabei ist es keineswegs das Genre, das meinem Lesevergnügen gelegentlich einen bitteren Beigeschmack einhaucht. Es ist vielmehr die Tatsache, dass ich als Autor vermutlich niemals das Niveau meiner Idole erreichen werde. Für mich als Teilzeitperfektionist und Vollzeitrealist ist diese Erkenntnis gleichermaßen betrüblich wie unabstreitbar. Es erscheint mir besonders unfair, dass der Effekt sich verstärkt, je besser mir ein Buch gefällt.
Was den Wunsch, ein eigenes Buch zu schreiben, in mir heraufbeschwor, weiß ich nicht mehr. Meine ersten eigenen Zeilen schrieb ich jedenfalls mit Anfang 20 – als alter Mann, könnte man sagen. Sie waren so grauenvoll, dass mir selbst die Begegnung mit einem Schredder als zu große Wertschätzung für sie erschien. Mehrere verunglückte Schreibversuche folgten in unregelmäßigen Abständen. Aber ich fühlte mich weiterhin überfordert und talentfrei.
-3-
-4-
Das sollte sich erst einige Jahre später ändern, als ich einen letzten Versuch unternahm, die Andral Chroniken zu schreiben. Zwar arbeitete ich diesmal Charaktere, Plot und Welt stärker aus, doch das genügt gleichwohl nicht als Erklärung, warum ich plötzlich Worte auf eine Weise anzuordnen vermochte, die meinen eigenen Ansprüchen genügte. Tatsache ist, dass ich bis heute keine bessere Erklärung dafür habe. Tatsache ist auch, dass ich mit jedem geschriebenen Kapitel mehr Selbstvertrauen tanke und inzwischen voll und ganz hinter meiner Arbeit stehe. Ich hoffe, dass sich das nicht so bald ändert.
Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, ist euch bestimmt aufgefallen, dass ich auf diesem Blog keinen fein säuberlich ausgearbeiteten Plan verfolge. Und das, obwohl ich viel für Pläne übrig habe. Wer wissen möchte, warum das ausgerechnet beim Schreiben nicht der Fall ist, kann mich jederzeit über die bekannten Wege kontaktieren.
Bis dahin.
-5-